PROKOFJEV SARKASMEN: Piano & Performance Art
Stuttgarter Staatsgalerie: Kunst trifft Kunst, Oskar Schlemmers Triadisches Ballett
Das Kunstwerk von Oskar Schlemmer möchte zum Leben erweckt werden im Streben der Musik seine Materie in Schwingung zu setzen: Die Figurinen verwandeln sich in ein Publikum, der Zuhörer wird Teil von ihnen. Die Musik erklingt. Der leblose Museumsraum gleicht einer Bühne über der das Unbewegliche, der erstarrte Ausdruck eines tanzenden Balletts auf hohen Säulen schwebt. In der Tiefe rast es tempestoso, erregt und begierig: Sarkasmen die den Untergang einer Kultur belächeln. Doch erst in der Transformation durch Prokofjevs Werk wird der Pianist zum Vermittler zwischen den Künsten. Er verwandelt sich selbst in eine Figurine und in der unerfüllten Sehnsucht nach einem lebendigen Publikum reiht er sich ein unter Schlemmers Charaktere die sein Schicksal teilen. Zuletzt scheint in seiner Geste der Hingabe und Erstarrung zur Skulptur die Musik selbst zeitlos zu werden - wie das verzauberte Triadische Ballett und mit dem letzten Atemzug verklingt auch der letzte Ton.
Oskar Schlemmer vereinte verschiedene Kunstgattungen in seinem Triadischen Ballett. Es war sein Anliegen die bildende Kunst - seine Kostüme mit der Musik und der Choreographie der Tänzer zu verbinden.
Gerade dieses Streben nach Symbiose der Künste wurde in dieser Performance für die Reihe “Kunst trifft Kunst” aufgegriffen, sowie das Inszenieren der Musik - hier Prokofjevs Sarkasmen Op. 17, Nr 1 & 5 - im Kunstwerk und umgekehrt. Im Aufeinandertreffen zweier Welten entsteht Konfrontation: Welches Verhältnis besteht zwischen Musik und bildender Kunst, was bedeuten sie füreinander? Daraus entstehen weitere Fragen: Kann eine echte Verbindung zwischen Klang als lebendiger Materie und zeitloser Existenz einer Skulptur hergestellt werden?Können sie zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen? Was ist Aufgabe des Musikers in seiner Erweiterung zum Vermittler zwischen den Künsten?Kann die Einschränkung durch Kostüme in der Bewegung der Tänzer Ausdruck der Festlegung des Künstlers/Interpreten in seiner gesellschaftlichen Rolle darstellen?Wie kann diese aufgebrochen werden?Wo steht der Rezipient?Wie kann das Publikum in der Perspektive des Films integriert werden?Wie verändert sich eventuell seine Wahrnehmung des Kunstwerks durch die Performance und die Inszenierung? Schlemmer nennt Beziehungen seines ursprünglichen Werks wie Raum - Figur - Farbe, als auch den choreografischen Komplex Kostüm-Bewegung-Musik, die der
Entwicklung und Inszenierung dieser Performance zugrunde liegen. Auch die 3 Schatten am Ende zitieren das “Triadische” Element seines Kunstwerks.